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GfG Gesellschaft für Gegenwartskunst e.V. — Zeuggasse 7 — 86150 Augsburg

"Stadt und Land"
Ausstellung im Holbeinhaus, Augsburg

Albrecht Dürer
Rembrand Harmensz van Rijn
Friedrich Salathé
Adolph von Menzel
Jean Arp
Ben Nicholson
Eduardo Chillida
Georg Baselitz
Jörg Immendorff
Per Kirkeby
Markus Lüpertz
A.R. Penck
Sigmar Polke
Arnul Rainer
Ilya Kabakov


Lieber Herr!

Vielen Dank für die Zusendung Ihrer Schularbeit. Korrigieren kann ich da nicht. Vielleicht hilft Ihnen das, was ich schreibe.

Zunächst bitte das Folgende bayrisch lesen: Stellen Sie sich die Erde so klein vor, daß wird darauf nicht stehen können und herunterfallen, die Kugel ist zu klein für unsere Füße, wir wirbeln weg. Oder stellen Sie sich die Erde so groß vor, wie sie ja ist, so daß wir auf dieser riesigen Fläche nicht mal wie ein auftreibender Same uns befinden. Sich das erstere vorzustellen fällt leichter, es ist abstrakter, sich vorzustellen, wie es wirklich is, ist kein Widerspruch, sondern deshalb viel schwerer, weil es von unserem Raumverhalten abhängig ist und man kann es mit den Bienen vergleichen, hier hat es die Abstraktion schwer. Wenn Sie sich ganz flach auf die Erde legen, Ihre Nase ins Gras drücken und dann über die Fläche schauen, so werden Sie wahrscheinlich keine Fläche sehen, sondern ein wildes Gekritzel vor den Augen haben. Oder blicken Sie einfach zum Himmel auf, oder schauen Sie sich zwischen die Füße, wenn Sie stehen, usw. Bis hierher bayrisch.

Der Maler macht Bilder nach seinem Wissen und vor, nicht hinter dem Stand der Zeit, der Geschichte sowieso. Diese Bilder sind eine Grübelei über die Malerei. Die Voraussetzungen, d.h. das soziale Befinden, wie Sie meinen, hat er wie alle. Er will Ruhe haben, er hat Ruhe, er wird nicht in Ruhe gelassen. Er will zestören, er will aufbauen, er will erschrecken, er will ganz friedlich sein, eben wie jedermann ist er.

Wenn Sie sich nun ein Stück Papier vorlegen, auf den Tisch vor oder unter sich, und einen Baum darauf zeichnen und nachher behaupten, dieser Baum stünde genauso aufrecht auf dem Papier wie in Ihrem Garten, so übernehmen Sie damit einfach ungeprüft etwas, was andere behaupten.

Es ist tatsächlich nicht so, sondern nur eine Vereinbarung, wie Ihre Perspektive, selbst wenn die Tat eine Sache ist oder die Sache eine Tat, so manifestiert es trotz dieser starken Worte keine Tatsache, sondern lediglich einen willkürlichen Akt, etwas Gedachtes. Denken Sie dich so, auf einer Leinwand, einem Bild kann alles sein, die Grenze zieht sich durch des Malers Kopf, wenn es immer nur so wenig ist, dann ist der Kopf zu eng. Hat der Maler einen großen Kopf, sind alle Bilder schon besser, wird die Grenze verschoben. Meistens kommt aber alles so schwerfäßig daher.

Mit den besten Grüßen
Ihr

Georg Baselitz


Dank

Bei all denen, die bei der Vorbereitung und Durchführung der Ausstellung beteiligt waren, möchten wir uns ganz herzlich bedanken:

Bei den Leihgebern, welche Ihre Werke für einige Zeit entbehren müssen; ohne Ihre Großzügigkeit wäre die Ausstellung inhaltlich gar nicht zustande gekommen.

Georg Baselitz und A. R. Penck gilt unser Dank für Ihre dieser Ausstellung gewidmeten Texte ebenso, wie Joachim Blüher, dem die Konzeption der Ausstellung zu verdanken ist und der mit seinem weit über das normale Maß hinausgehende Engagement die Ausstellung erst ermöglicht hat.

Der Stadt Augsburg möchten wir für das Überlassen der Räume und die bereitwillige und unbürokratische Kooperation in vielen Fragen danken, Manuela Zölch und Sebastian Berz für die Übernahme der Ausstellungsorganisation; zuletzt und besonders den Förderern für Ihre äußerst großzügige finanzielle Unterstützung und das damit verbundene Vertrauen in unser Vorhaben.

Dem interessierten Betrachter wünschen wir viel Vergnügen beim Besuch der Ausstellung in der Hoffnung, daß ein Funke der Begeisterung, mit der alle Beteiligten dieses Projekt betrieben haben, überspringt.



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